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Ich hab’s versucht zu lernen, aber immer dabei bin ich eingeschlafen. Es war nicht allein nur die Schule. Ich hatte einen Arschloch-Lehrer. Sorry, dass ich das sage, aber der war wirklich ein Arschloch. Ich bin vielleicht ein Nichtsnutz in der Schule, aber dass er dann zum Beispiel meinen Vater da reinmischt oder sonst meine Familie oder sowas, das mag ich überhaupt nicht. Also ich wollte nichts von der Schule, und sie wollten nichts von mir. Und somit war die Auflösung für beide was Gutes. Nicht mein Ding, die Schule. Für’s Arbeiten, kein Problem, könnte ich Tag und Nacht arbeiten. Ohne Abschuss kriegt man dann gar nichts. Nicht einmal einen Hilfsarbeiter-Job. Auch wenn man einen kriegt,… Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, aber als Hilfsarbeiter ist man da immer der Arschlecker. Ja jetzt muss ich die Lehre fertig machen. Egal – koste es, was es wolle.
Also Schule war nicht mein Ding. Also seit meiner Kindheit wollte ich nicht in die Schule gehen. Das kam einfach von hier her. Also ich wollte es halt nicht. Und ja. Nicht beim Lernen sondern beim Arbeiten hab’ ich mein Talent. Also, alles gesehen dort: Was ich kann, was ich nicht kann. Die Schulstufe, die neunte, musste ich beenden, dass ich arbeiten kann, dass ich hier eine Lehre machen kann. Und so ich hab’s auch getan. Genauer gesagt, ist Arbeit für mich was Schönes, also ich arbeite gerne.
„Ähm, Herr P., warum haben Sie so lange nichts gemacht?“ Ja, ich hab keine Wohnung gehabt. Es war halt nicht so einfach für mich, einfach mal aus dem Nichts alles aufzubauen. Das ist halt denen natürlich egal. Die Leute sind dann, wo ich mich bewerb, die sind dann meistens so „Hu, Sie waren, Sie waren, Sie haben keine Wohnung gehabt?“ Da sag’ ich „Ja, ich bin von zu Hause rausgeflogen, meine Mutter hat mir rausgehaut. Ich hab’ immer das Gleiche angehabt, weil ich kein Gewand gehabt hab. Meine Mutter hat mir später erst das Gewand gegeben, ja. Ich hab’ mich eh schon so urekelig gefühlt, hab’ mir gedacht „Nein, das zieh’ ich jetzt einfach so durch; ich steh’ das jetzt einfach so durch. Ich bin halbert erfroren. Ich war meistens unten bei der U-Bahn, weil’s da wärmer war als irgendwo anders; oder irgendwo wo’s warm war. Ich hab’ dann damals einfach den Entschluss gefasst: Ich mach’ noch die Studienberechtigungsprüfung, egal was ist. Weil ich will das machen. Is’ ja nicht, weil ich’s muss – ich will das machen. Ich brauch’ das einfach halt als Selbstbestätigung, dass ich sag’, „Ja, ich weiß, dass ich’s kann, und jetzt mach’ ich’s auch.“ Und wenn ich’s dann schaff’, sag’ ich: „Ja, ich hab’ gewusst, dass ich’s kann. Auch wenn ich die Schule abgebrochen hab’, ich kann das.“ Einfach, damit ich mir auch wieder vorkomm’ wie jemand, der was schafft. Weil jetzt g’rad hab’ ich einfach das Gefühl, dass ich immer nur z’Haus’ sitz’ und ein Nichtsnutz bin.
Ich kenn’ einige Leute, die sehr zielstrebig waren, und dann einfach Schule abgebrochen haben, und einfach keinen Willen mehr gehabt haben und ihnen einfach Freunde und andere Sachen viel wichtiger gewesen sind. Und die sind dann nachher auch gar nicht irgendwie auf’s AMS oder sonst irgendwas gegangen. Sie haben halt dann einfach gemeint: „Ja, wurscht, Eltern hab’ ich eh, und die geben mir eh genug Geld, und für was soll ich das machen?“ Und heute merken sie’s halt direkt, weil sie halt noch immer mit teilweise 25, 26 daheim sitzen, und eigentlich im Leben nichts erreicht haben, keinen Schulabschluss, gar nichts. Und nicht einmal den Willen haben, dass sie jetzt sagen „Ja, ich geh’ jetzt auf’s AMS.“ oder sonst irgendwas, weil sie einfach schon so lang daheim sind, dass sie einfach – wortwörtlich – ihren Hintern nimmer hochkriegen.
Ich wollt’ eigentlich Einzelhandel Lebensmittel lernen. Da hab’ ich dann auch begonnen mit einer Lehrausbilung. Nur, das hat dann leider nicht hingehaut, also ich bin dann durch die Probezeit durchgefallen. Und sie haben mir das eigentlich gar nicht begründet, wieso. Also ich war dann sehr lang auf Arbeitssuche, und hab’ dann sehr viele Kurse vom AMS g’macht. Und das war teilweise, also teilweise waren die Kurse Zeitüberbrückung. Aber teilweise war es auch nützlich, weil ich halt doch auch dazwischen einiges gelernt hab’. Möcht’ ich jetzt schauen, dass ich die Lehrabschlussprüfung schaff’, und ich will das jetzt durchziehen und schauen, dass ich die Prüfung mit gutem Erfolg abschließ’.
Also, ich rat’ euch, geht’s lieber, also macht’s entweder die Schule fertig, oder geht’s in eine Lehre, weil ohne Schule, und eben halt ohne Ausbildung, habt’s ihr nichts. Wenn ihr nicht die Ausbildung habt’s, dann seid’s ihr abhängig vom AMS oder vom Sozialamt, das ich auch nicht gut. Besser, ihr habt’s eine eigene Arbeit und verdient’s euer eigenes Geld, und seid’s von niemandem abhängig. Und Schule ist auch nicht so schlecht, man hat auch manchmal Spaß, oder in einer Lehre. Bei der Lehre kriegt man sogar doppeltes Geld manchmal – zwei Mal im Jahr. Geld ist immer gut, und Schule ist auch nicht so schlecht. Ich mein’, ich hab’ sie selber abgebrochen, aber jetzt hab’ ich eh eine Lehrstelle.
Und dann kam es dazu, dass mir ein Typ, als ich auf die Toilette gegangen bin, mir irgendwie, irgendwie hat er mir, ich weiß es nicht genau, was es für Worte waren, die aus seinem Mund gekommen sind, aber irgendeine Drohung ist herausgekommen. Und dann bin ich irgendwie ausgeflippt und ich wollt’ mir das nicht gefallen lassen. Und er ist auf’s Klo gegangen, und ich hab’ die Klotür eingetreten und wollte ihn schlagen. Aber ist die ganze Zeit dagegen, er hat dagegen gehalten, dass ich nicht die Tür aufkriege. Und Lehrerin hat das gehört, Direktor ist auch zufälligerweise die Stiegen runter gekommen, und haben das mitgekriegt, und haben gesagt „Was soll das? Lass das!“ – dies, das. Und nächste Woche sind wir zu einer Firma gefahren, irgendso eine Schokoladen-Firma, oder weiß ich jetzt nicht mehr genau. Und, ja, da ist es eskaliert. Dass ich angefangen hab’, und dass er mich wieder beleidigt hat, und dass ich auf ihn eingeschlagen hab’. Ich bin dort einfach nicht weiter hingegangen, weil da hat’s angefangen mit den Lehrerinnen Probleme zu geben, und dies und das, und ich hatte einfach keinen Bock auf den Streit mit denen. Ich hab’ mir gedacht, ich geh’ einfach, bevor es noch mehr eskaliert, bevor es noch mehr Probleme mit dem Direktor und mit den Lehrerinnen gibt, geh’ ich einfach. Dann bin ich gegangen, bin zu Hause gesessen, paar Monate oder so. Wo ich eines Tages nach Hause kam, und äh, wo ich davor mit Freunden – also falsche Freunde, nach meiner Meinung nach – Blödsinn gebaut habe, im Park gesessen bin, und so, und andere Kinder ausgeraubt hab’ oder sie geschlagen hab’ und so. Hab’ ich mir gedacht „Das ist nicht richtig, was du das machst. Is’ falsche Schiene. Das kannst du nicht dein Leben lang machen, das geht nicht.“ Falsche Freunde brauch’ ich nicht in meinem Leben.
In der Schule war ich gut, aber ich bin schon mehrmals suspendiert worden von der Schule. Jetzt denk’ ich mir, ich hab einen sehr großen Fehler gemacht, dass ich die Leute geschlagen hab’. Ich hab’ einfach bei mir so gedacht, ich will es nicht mehr machen. Ich will alles, was damals passiert ist, vergessen, und von Null anfangen. Und das hat funktioniert.
Ja, weil von allem, wo man sich bemüht, man hat im Endeffekt was davon. Auch wenn man’s am Anfang nicht so wahr hat, oder wenn’s schwer fällt oder so, aber am Ende hat man immer was davon – von jeder Bemühung. Und man sollt’ immer ein Ziel von Augen haben, das ist das Wichtigste im Leben. Ich lern’ auch gerne Kuh-Melken oder Käse-Machen oder Tiere-Hüten oder reiten – es ist alles Mögliche. Weil’s einfach Spaß macht. Und es bildet auch deinen Charakter. Je mehr man weiß und je mehr man ausprobiert, denke ich, findet man auch mehr heraus, wer bin ich, was möcht’ ich, und – ich find’s einfach lustig. Zu Hause kann man seine Talente, man kann sich nicht selber verwirklichen. Und wenn du deine Träume leben willst, dann musst du einfach mal irgendwo anfangen. Du musst anfangen, irgendwas zu machen, damit du überhaupt herausfindest „Was sind meine Träume? Wohin will ich?“ Weil zu Hause sitzen kann jeder, aber: Jeder Mensch hat ein besonderes Talent,
und es wär’ schade, wenn es zu Hause vergammeln würde, also wenn man es vergeudet, einfach so wegschmeißt. Und natürlich hat man keine Lust – öfters –, in die Schule zu gehen, und die Lehrer gehen auf die Nerven. Aber das is’ wurscht, das überwindet man. Und irgendwann hat man’s hinter sich und ist stolz d’rauf. Dieses Erfolgserlebnis, das ist – schön.
Ja, im Endeffekt, man macht’s für niemanden anderen, man macht’s nur für sich. Also, ja, es is’ eh so, es is’ eh so, also man, keine Ahnung, wie soll ich das erklären. Ich geh’ ja auch nicht in die Schule wegen meinen Eltern. Ich geh’ in die Schule wegen mir, eigentlich. Also: Selber am Riemen reißen und was tun! Von allein kommt nix. Die Firmen kommen ja nicht zu dir und fragen „Willst du bei uns arbeiten?“ – das wissen sie ja selber eh. Also: Selber in’ Arsch treten!
Was ist dein nächster Schritt?